Sonntag, 6. März 2011

Integration und der neue Innenminister sind wie Arsch und Friedrich

Trotz türkischer Schwägerin und regelmäßiger Teilnahme beim Fastenbrechen möchte der neue Innenminister Friedrich den Kurs des Vorgängers fortsetzen. Unabhängig von Maizieres Diffusion von Islam und Terrorismus und entsprechender Fokussierung der öffentlichen Debatten auf Islamistische Bedrohungen in einer Aura von Sprengstoffgürtel und Muezzin-Lärm  scheint es mir nun mal angebracht, wenn Friedrich daran gehen sollte, Ziele für die verbleibende Zeit zu bestimmen, konkrete Aufgaben zu benennen.

Auf Grundlage des Gesetzes zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung und zur Regelung des Aufenthalts und der Integration von Unionsbürgern und Ausländern (Zuwanderungsgesetz) werden seit 1.1.2005 staatliche Integrationsangebote (Sprachkurse, Einführungen in die Rechtsordnung) als Integrationskurse vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge organisiert.

Bis heute stellt sich das Problem dar, dass Deutschlernen allenthalben gerne gefordert wird. In der nun über sechsjährigen Tätigkeit (plus Vorbereitungszeit) wurden beim Bundesamt zwar eine Menge Konzepte und bürokratische Vorschriften ausgedacht. Zentrale Probleme wurden aber nicht angegangen:

- Didaktische Konzepte beziehen sich auch nach all den Jahren ausschließlich auf leicht für Kurse zu rekrutierende Jugendliche und Erwachsene: Arbeitslose. Dass die meisten Personen mit Risiko für ihren Aufenthaltsstatus ihre Arbeitsverhältnisse abbrechen müssten, um gemäß der Richtlinien an geförderten Kursen teilzunehmen, wird einfach ausgeblendet. Was interessiert uns die Realität? Sogar für berufssprachlich qualifizierende Kurse (Niveau B2) passt das Konzept nur auf Arbeitslose. Es gibt nur ein Sanktionssystem, das ebenfalls auf Arbeitslosigkeit bzw. Kürzung des ALG2 hinausläuft, ein mögliches Anreizsystem für Erwerbstätige gibt es nicht und wird eher anders herum diskutiert (warum fördert Deutschland das Sprachenlernen?).

- Die Organisation der Kurse ist so was von aufwändig, es werden bei zurückgehenden Gruppengrößen nur 2,35 € für eine Teilnehmerstunde abgerechnet, die Lehrer sind höchst prekär beschäftigt - gute Lehrer machen was Anderes, das BAMF erstickt zur Zeit an sich selbst in seiner eigenen Bürokratie.

- Technische Möglichkeiten zum Lernen und Testen mit Einführung von Web 2.0 wurden konsequent ignoriert.

- Es werden nun bald 1.000.000 Teilnehmer sich an der Abschlussprüfung (tw. auch wiederholt) versucht haben. Es bestehen aber nur etwas weniger als 45% der Prüfungsteilnehmer. Der alte Test für die Feststellung eines Sprachniveaus B1 wurde mit einigen Millionen Einsatz zum Test für Zuwanderer revidiert - es bestehen nun noch weniger. Der bestandene Test ist aber Voraussetzung für eine Einbürgerung, für einen deutschen Pass. Warum man Ausländern eine so hohe Latte auflegt wäre mal zu diskutieren. Bei 10% Bevölkerungsanteil mit Lese-Schreib-Problemen im Bereich des Analphabetismus und einem Testteil "Textproduktion/Brief schreiben", den ein größerer Teil unsere Hauptschüler so nicht bestünde, wäre die Diskussion dringend nötig. Warum die Ausländer in einem Einbürgerungstest Kenntnisse über Deutschland nachweisen müssen, die nachweislich zum größeren Teil bei Deutschen nicht bekannt sind, sei nur noch dazugestellt, offenbar ist diese Prüfung für die Einbürgerung kaum relevant (nur 2-3% bestehen nicht).

Also bevor wir uns darüber streiten, ob wir unsere vom Innenminister zu fördernde freiheitlich, demokratische Grundordnung überhaupt dem Christentum zu verdanken haben, ihn darauf aufmerksam machen, wie verquickt die Ideengeschichte eigentlich ist, auch unsere Gene ... wäre es zielführender, wenn man die skizzierten Problemlösungen nicht weiter der Selbstbeschäftigung eines Beamtenapparates überlassen würde. Aber die Berliner Regierung kreist ja offensichtlich in Satelliten wohl versorgt, enthoben aller Alltagsprobleme über unserem Land ...

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