Samstag, 3. September 2011

Libyscher Sumpf


Es erscheint uns völlig klar: die bösen Gaddafis müssen nun bestraft werden. Zwar haben alle größeren Politiker 42 Jahre lang ihm die Hand geschüttelt, viele ihn als Gast willkommen geheißen, alle mit ihm Geschäfte gemacht, aber nun muss er und seine Familie bestraft werden.

Interessiert beobachte ich, wie die NATO, ursprünglich doch mal geschaffen, uns vor den Kommunisten zu verteidigen, nun ausgewählte afrikanischen Länder beim Übergang zur Demokratie unterstützt. Zuletzt wurden (bei 6,5 Mill. Einwohnern) zwar 50.000 Tote aus Libyen gemeldet, aber offiziell sind keine zivilen Opfer durch die Bombardierung ausschließlich militärischer Ziele zu beklagen. Jedenfalls wurden die westlichen Waffen-Lager wieder mal etwas geräumt. Wir können annehmen, dass auch hier hunderte Tonnen radioaktives Material wie schon im Balkan, im Irak, in Pakistan und in Afghanistan übers Land verteilt wurden, für dessen Entsorgung niemand gerade stehen will. Wir bekommen auch keinen Aufschluss, wie deutsche Qualitätsarbeit, nämlich G36 KV-Gewehre,  eine Sonderserie v.a. für Spezialeinheiten, in das Waffenarsenal Gaddafis kamen.

Die libyschen Milliarden-Konten wurden international beschlagnahmt. Deutschland hat Libyen daraus zunächst mal hundert Millionen Euro Kredit gewährt, die Gelder auf den Konten werden wohl als Absicherung der Kreditrisiken einbehalten bzw. mit weiteren Geschäften verrechnet. Ich spekuliere weiter: Die überwiegend von Libyen finanzierten Satelliten, die Afrika mit kostengünstiger Kommunikationsleistung versorgen, werden bald abgeschaltet werden. Die riesigen, von Gaddafi sozialisierten Wasserreserven unter der Sahara, werden bald privatisiert sein. Vorzugsweise von Libyen finanzierte afrikanische Banken in Konkurrenz zu französischen Banken und zur Weltbank werden finanziell ausgetrocknet. 

Das System zur Ausplünderung des Kontinents hat sich anscheinend durchgesetzt. Zunächst ist auch die NATO-Strategie aufgegangen: Russland und China ist ein Stück mehr vom Meer und Öl abgetrennt. Werden die es einfach hinnehmen? Wir konzentrieren uns nun aber mal lieber auf ein überschaubares Thema: die Rache an Gaddafi. -

So ein Bekannter kommentiert das: Hallo Martin, beiss dir doch mal auf die Zunge!
Wenn die Welt wirklich so schlecht ist und die lybischen Terroristen, die Gaddafi überfallen haben so blöd sind, dann werden wir es bald wissen. Aber über Sachen zu spekulieren, über die man so gut wie selber kein Insiderwissen hat, ist in meinen Augen nicht zielführend. Im Gegenteil, die Reputation des Gesprächspartners sinkt. 

Und wie schlecht die Welt ist lesen wir heute: Westliche Geheimdienste haben demnach bis vor kurzem eng mit Diktator Gaddafi zusammengearbeitet. Die USA sollen Gefangene in libysche Foltergefängnisse gebracht und die Briten Regimegegner verraten haben. 

Zu weiteren Spekulationen veranlasst mich der Schluss dieses Berichtes:
 Laut "Independent" zeigen die Geheimakten erstaunlich enge Verbindungen zwischen den Regierungen in London und Washington mit Gaddafi. Auch habe der britische Geheimdienst MI-6 Informationen über Regimegegner, die in Großbritannien im Exil leben, weitergegeben.
Die Zeitung schreibt weiter, das Material werfe Fragen zum Verhältnis zwischen dem libyschen Geheimdienstchef und der britischen Regierung auf. Zwischen Kussa und seinen britischen Kollegen habe es enge Beziehungen gegeben. Es seien sogar regelmäßig Geschenke ausgetauscht worden. Kussa hatte sich im Zuge der Proteste gegen Gaddafi im März nach Großbritannien abgesetzt. Obwohl ihm Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, konnte der Libyer im April nach Katar weiterfliegen.



Interessant ist natürlich auch, wie auch in Libyen westliche Geheimdienste und Industrie die Abhörszenerie befruchtet haben.


Nun da sind wir ja gespannt, wie die Freundschaftsbanden zu Gaddafi gestrickt sind!

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