Dienstag, 21. Dezember 2010

pro kopf Verschuldung - pro Kopf Vermögen?

Gestern mussten wir vor der Pro-Kopf Verschuldung erschrecken: Die öffentlichen Haushalte waren nach ersten vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) am 30. September 2010 mit insgesamt rund 1.791,3 Milliarden Euro verschuldet also 21.882 Euro pro Kopf, bei einer vierköpfingen Familie sind das bei 5% Zinsen eine monatliche Zinsbelastung von 370 €! Schrecklich, der Staat hat kein Geld! Wir ändern also nichts an den Schulden, drücken die Löhne weiter nach unten.

Nur: Wir sind Schuldner, wer ist der Gläubiger? Wer hat das Geld ausgeliehen? Wer kassiert die Zinsen? Warum wird das so selten erwähnt?

Nach den Ergebnisse einer aktuellen Studie des DIW sind die privaten Nettovermögen von 1991 bis 2009 um 99% auf 7.370 Milliarden (9.700 unter Einbezug des übrigen Nettovermögens) beträchtlich gestiegen, dabei ist die staatliche Vermögenssubstanz verjubelt worden, sie ist im gleichen Zeitraum von 52% des BIP auf einen Anteil von 6% im Jahr 2009 gesunken.

Die kumulierte Lohn- und Gehaltsentwicklung zwischen 2000 und 2009 (inflationsbereinigt) schaut so aus:

Land Lohnentwicklung in Prozent
Norwegen 25,1
Finnland 22,0
Südkorea 18,3
Australien 15,5
Irland 15,2
Schweden 14,4
Großbritannien 14,0
Schweiz 9,3
Frankreich 8,6
Spanien 7,5
Kanada 4,7
USA 2,2
Japan – 1,8
Deutschland – 4,5
Quelle: Global Wage Report 2010/11

Die konservative Presse quittiert konsequente Vorschläge des DIW nach einer Vermögensbesteuuerung mit den üblichen Argumenten:

  • eh schon zu hohe Steuerquote von 23.1 % in Deutschland (Dänemark 47%, Schweden 35%, UK 28%, Kanada 27,5%, USA 20,3%)
  • Steigende Staatsquote: tatsächlich seit 2003 wieder von 22% fallend bis 2008 auf 19%.
Wir stehen also ganz gut da. Und wir könnten uns mal in aller Ruhe überlegen, wie wir Geld in andere Kreisläufe einsteuern, also nicht nur von der Mehrheit der Leute weg in die Hände einiger weniger. Die Wenigen wissen vor lauter Geld nichts anderes zu tun  als es in virtuellen Wirtschaftskreisläufen zu investieren, in denen es scheinbar schnell mehr und mehr wird. Auch wenn daneben für die Realwirtschaft was abfällt, trotz aller Beschwörungen ist die Krise unseres Geld akut. Und ist vor allem einem eine Verteilungskrise!

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